Schmerzen beim Geschlechtsverkehr nach Geburt – Ursachen, Anatomie & Behandlungsmöglichkeiten

Dieses Thema liegt mir wirklich am Herzen, da ich in der Praxis immer wieder Frauen habe, die von Schmerzen beim Geschlechtsverkehr berichten und sich ratlos fühlen.

Es ist ein Thema, über das kaum gesprochen wird, was aber sehr häufig vorkommt. Studien zeigen: Fast jede zweite Frau erlebt in den ersten sechs Monaten nach der Entbindung Dyspareunie ( Schmerzen beim Sex). (https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC10805007/ https://obgyn.onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1002/ijgo.13523?)

Auch nach einem Kaiserschnitt sind Beschwerden möglich, obwohl keine vaginale Geburt stattgefunden hat.

Die Ursachen sind vielfältig: Narbengewebe, hormonelle Veränderungen in der Stillzeit, Veränderungen im Beckenboden oder auch psychische Faktoren können dazu beitragen. Wichtig ist: Schmerzen müssen nicht als „normal“ hingenommen werden – sie sind behandelbar.

 

Wie häufig ist Dyspareunie nach der Geburt?

Schmerzen beim Geschlechtsverkehr sind in den ersten Monaten nach der Geburt weit verbreitet. Etwa 40 % aller Frauen berichten sechs Monate nach der Entbindung über Dyspareunie, nach einem Jahr betrifft es noch rund 20 %. Das bedeutet: jede fünfte Frau hat auch längerfristig mit diesen Beschwerden zu kämpfen.

In der Praxis stelle ich fest, dass Schmerzen nicht nur nach vaginalen Geburten auftreten. Auch Frauen, die per Kaiserschnitt entbunden haben, leiden nicht selten an Dyspareunie. Hier spielen vor allem Narben und fasziale Spannungen im Becken und Unterbauch eine Rolle.

 

Rückblick: Beckenboden und seine Funktion:

In meinem Blogbeitrag über den Beckenboden habe ich die einzelnen Schichten ausführlich erklärt. Für das Verständnis von Schmerzen beim Geschlechtsverkehr ist vor allem die Funktion entscheidend:

  • Stabilität und Haltefunktion: Der Beckenboden trägt die Beckenorgane und sorgt für eine stabile Körpermitte.
  • Öffnen und Schließen: Er kontrolliert die Schließmechanismen von Blase, Vagina und Anus.
  • Sexualfunktion: Ein gesunder Beckenboden passt sich flexibel an, sorgt für Elastizität, Durchblutung und ist an der Orgasmusfähigkeit beteiligt.

Damit Sexualität schmerzfrei ist, muss der Beckenboden nicht nur kräftig, sondern vor allem dynamisch sein. Er muss also anspannen und loslassen können. Wie jeder andere Muskel ist er erst gesund und kann seine volle Funktion entfalten, wenn er kraftvoll anspannen kann, aber auch dehnfähig ist.

Eine große Rolle spielt der Atemmuskel, das Zwerchfell. Beim Einatmen bewegt sich das Zwerchfell nach unten in Richtung Organe, der Beckenboden reagiert reflektorisch und senkt sich mit.  Bei der Ausatmung bewegt sich das Zwerchfell wieder hoch, ebenso wie die Organe und der Beckenboden. Das Zwerchfell hat somit einen großen Einfluss auf die Beweglichkeit und die Elastizität des Beckenbodens .Wenn du noch mehr über das Zusammenspiel zwischen Zwerchfell und Beckenboden erfahren möchtest, dann findest du hier den Blogbeitrag über das Zwerchfell.

 

Warum es nach der Geburt zu Schmerzen kommt:

Die Ursachen hierfür sind komplex, meist kommen mehrere Faktoren zusammen. Häufige Gründe sind:

  • Narben und Gewebeheilung: Nach einem Dammriss/-schnitt oder nach einem Kaiserschnitt entstehen häufig Verklebungen / Adhäsionen im Narbenbereich. Diese können sich über Faszienketten bis in den Beckenboden auswirken und dort erhöhte Spannung erzeugen. Auch die Elastizität der Organe im kleinen Becken, wie die Blase, die Gebärmutter und Darm können unter dieser erhöhten Spannung leiden. Das bedeutet: Durchblutung und Funktion können eingeschränkt sein, Schmerzen oder Ziehen werden wahrgenommen. Vor allem nach anstrengenden Geburten (z.B. lange Austreibungsphasen, Saugglocke, äußerer Druck auf den Bauch) war das Gewebe hohen Kräften ausgesetzt. Entsprechend kann es länger dauern, bis Heilung, Elastizität und volle Funktion wiederhergestellt sind.
  • Hormonelle Veränderungen: Während der Stillzeit sinkt der Östrogenspiegel deutlich ab. Das führt zu Trockenheit und erhöhter Empfindlichkeit der Schleimhaut. Man bezeichnet dieses Phänomen als Genitourinary Syndrome of Lactation (GSL).
  • Muskulärer Hypertonus: Viele Frauen haben nicht nur eine Beckenbodenschwäche, sondern gleichzeitig eine Überaktivität. Schwangerschaft und Geburt dehnen und belasten den Beckenboden. Dadurch ist er zunächst geschwächt. Im aufrechten Alltag muss er jedoch dauerhaft halten. In den frühen Rückbildungsphasen entwickelt sich daher häufig eine kompensatorische Überaktivität: der Muskel ist schwach, verspannt und unelastisch zugleich. Besonders der Levator ani (Beckenbodenmuskel) und der Obturatorius internus (Hüftmuskel) reagieren mit Schutzspannung, was Schmerzen bei der Penetration verstärkt.
  • Viszerale Ursachen: Narbenzüge nach Kaiserschnitt oder Bauchoperationen können Blase, Gebärmutter und Bindegewebe in ihrer Beweglichkeit einschränken und indirekt auf die Vagina wirken.
  • Psychische Faktoren: Angst vor Schmerzen, traumatische Geburtserlebnisse oder Stress können den Muskeltonus zusätzlich erhöhen und Beschwerden verstärken.

 

 

Schmerzen beim Geschlechtsverkehr – auch ohne Geburt möglich:

Nicht nur nach Geburt können Schmerzen beim Geschlechtsverkehr auftreten. Auch Frauen, die nicht entbunden haben, sind davon betroffen. Häufig spielt auch hier ein zu hoher Muskeltonus im Beckenboden eine Rolle, welcher zu Verspannungen und Triggerpunkten führt. Ebenso können hormonelle Veränderungen durch Einnahme der Pille oder in den Wechseljahren zu einer Trockenheit und Empfindlichkeit der Vaginaschleimhaut führen. Auch Infektionen, Endometriose, Blasen -oder Darmbeschwerden sowie Vulvodynie können zu Schmerzen beim Sex führen. Bei Vulvodynie handelt es sich um chronische, brennende oder stechende Schmerzen im Bereich der Vulva, oft im Scheideneingang, die mindestens drei Monate bestehen und keine erkennbare Ursache wie Infektionen oder Hauterkrankung haben. Dabei reagieren die Schmerzfasern in der Vulva oft überempfindlich und/oder die Beckenbodenmuskulatur weist einen erhöhten Spannungszustand auf.  Auch können hormonelle Faktoren, wie eine langjährige Pilleneinnahme oder ein Östrogenmangel das Gewebe empfindlicher machen. Psychische Belastungen wie Stress, Angst oder traumatische Erfahrungen können ebenfalls eine Rolle spielen.

 

 

Wann solltest du ärztlich abklären lassen?

Auch wenn viele Ursachen physiotherapeutisch oder osteopathisch behandelbar sind, gibt es Situationen, in denen eine gynäkologische Abklärung unbedingt notwendig ist:

  • anhaltende oder zunehmende Schmerzen trotz therapeutischer Behandlung
  • starke Trockenheit, Brennen oder Jucken in der Vagina
  • auffälliger Ausfluss, Blutungen nach dem Geschlechtsverkehr oder zwischen den Perioden
  • Verdacht auf Endometriose
  • Blasen – oder Darmprobleme wie häufiges Brennen, Schmerzen beim Wasserlassen oder beim Stuhlgang
  • Symptome einer Vulvodynie, die noch nicht ärztlich abgeklärt wurden
  • nach frischen Operationen oder bei schlecht heilenden Narben

In solchen Fällen solltest du dich immer zusätzlich an deine Gynäkologin oder Gynäkologen wenden, um ernsthafte Ursachen auszuschließen.

 

 

Wie ich dir helfen kann, wenn du an Schmerzen beim Geschlechtsverkehr leidest:

Ob nach einer Geburt, einem Kaiserschnitt oder ganz unabhängig davon – Schmerzen beim Geschlechtsverkehr können sehr belastend sein. In meiner Praxis verbinde ich osteopathische, physiotherapeutische und frauenheilkundliche Ansätze, um die individuellen Ursachen deiner Beschwerden zu verstehen oder gezielt zu behandeln. Das kann zum Beispiel Narbengewebe nach Operationen oder Geburtsverletzungen sein, ein erhöhter Muskeltonus im Beckenboden, hormonelle Veränderungen in der Stillzeit, durch die Pille oder in den Wechseljahren oder auch Faktoren wie Stress und emotionale Belastungen.

Durch sanfte manuelle Techniken, intravaginale Triggerpunktbehandlung, Narbenmobilisation sowie spezielle osteopathische Techniken im Unterbauch und Beckenbereich unterstütze ich deinen Körper dabei, Spannungen zu lösen und wieder ins Gleichgewicht zu finden. Ergänzend erhältst du individuelle Übungen für zu Hause, mit denen du selbst aktiv werden kannst. Mein Ziel ist es, dir Schmerzfreiheit, Vertrauen in deinen Körper und Freude an deiner Sexualität zurückzugeben – ganz gleich, ob du bereits Kinder bekommen hast oder nicht.

 

Wenn du dich angesprochen fühlst vereinbare gerne einen Termin in meiner Praxis oder schreib mir eine E-Mail an info@frauenpraxis-nina-schuh.de.

Ich freue mich, dich in meiner Praxis für Frauenheilkunde in Düsseldorf kennenzulernen.

Mit Wissen und Herz für Frauen.

Nina Schuh